17.11.2024 - Volkstrauertag 2024
Die Rede unseres Ortsbürgermeisters Michael Clement:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, meine Damen und Herren!
heute versammeln wir uns an diesem Volkstrauertag, um derjenigen zu gedenken, die in den Schatten von Krieg und Konflikt ihr Leben lassen mussten. Dieser Tag ist nicht nur ein Moment der Trauer, sondern auch eine tiefgehende Aufforderung zum Nachdenken und Handeln. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und im Nahen Osten aber auch die aktuellen Veränderungen in der Politik in den USA, sowie bei uns, welche direkt Einfluss auf das aktuelle und künftige Kriegsgeschehen haben dürften wird die Bedeutung dieser Gedenkfeier umso klarer und eindringlicher.
Der Krieg in der Ukraine hat uns alle erschüttert und erinnert uns schmerzlich daran, wie schnell Frieden verloren gehen kann. Täglich sehen wir die Bilder von Zerstörung, Trauer und Verzweiflung, die uns aus den Nachrichten erreichen. Hinter jedem dieser Bilder stehen Menschen, Familien, die unermessliches Leid erfahren. Lassen Sie uns heute innehalten und an all jene denken, die unter diesem Konflikt leiden – sowohl in der Ukraine als auch in den angrenzenden Regionen. Ihre Geschichten sind Teil einer Realität, die wir nicht ignorieren dürfen.
Genauso mahnt uns die Situation im Nahen Osten, über die tief verwurzelten Ursachen von Konflikten nachzudenken. Die Kämpfe und Spannungen, die dort herrschen, führen zu unzähligen Opfern und unermesslichem Leid. Inmitten dieser Tragödien dürfen wir nicht vergessen, dass auch hier Menschen leben, die in der Hoffnung auf Frieden existieren, deren Träume von einem besseren Morgen durch Gewalt und Unsicherheit bedroht werden. Es ist unsere Pflicht, ihr Leiden wahrzunehmen und uns für die Anliegen derjenigen einzusetzen, die keinen Einfluss auf die Geschehnisse haben.
Doch während wir über Krieg und Frieden nachdenken, müssen wir auch einen kritischen Blick auf unsere eigene Gesellschaft werfen. In den letzten Jahren ist ein besorgniserregender Trend zu beobachten: Das ehrenamtliche Engagement nimmt ab. Immer weniger Menschen beteiligen sich aktiv an der Mitgestaltung unseres Gemeinwesens. Dies ist nicht nur eine Herausforderung für unsere sozialen Strukturen, sondern auch eine ernsthafte Bedrohung für den Zusammenhalt, den wir so dringend benötigen, um Frieden und Gerechtigkeit zu fördern.
Ehrenamtliches Engagement war und ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Es sind die vielen kleinen und großen Taten der Hilfsbereitschaft und des Mitgefühls, die ein starkes und friedliches Miteinander ermöglichen. In den vergangenen Jahrzehnten haben ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unzählige Stunden investiert, um anderen in Not zu helfen, Brücken zu bauen und Verständnis zu fördern. Doch immer mehr Menschen scheinen sich aus diesem Engagement zurückzuziehen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zeitmangel, eine zunehmende Individualisierung oder die Überzeugung, dass das eigene Handeln wenig bewirken kann.
Aber genau hier liegt unsere Chance! Jeder Einzelne von uns kann einen Unterschied machen. Sei es in der Flüchtlingshilfe, in sozialen Projekten, bei der Unterstützung von Organisationen, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzen, oder in der aktiven Teilnahme an unserem Gemeinwesen und in der Politik. Lasst uns heute nicht nur der Gefallenen gedenken, sondern auch den lebenden Zeugen des Krieges, die unter den Folgen leiden. Ihre Stimmen sind wichtig, und wir sollten sie hören und unterstützen.
In einer Zeit, in der viele Herausforderungen auf uns zukommen, müssen wir uns bewusst machen: Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Er muss immer wieder erkämpft, verteidigt und gefördert werden. Lassen Sie uns gemeinsam dafür eintreten, dass die Schrecken des Krieges nicht wieder über uns hereinbrechen und dass wir die Solidarität und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken.
Lasst uns auch in unseren eigenen Reihen ein Vorbild sein. Lassen Sie uns die Bedeutung des Ehrenamts hervorheben und junge Menschen dazu ermutigen, aktiv zu werden. Es liegt an uns, das Feuer des Engagements am Leben zu erhalten und zu zeigen, dass jede noch so kleine Handlung einen Unterschied machen kann.
Möge dieser Volkstrauertag uns inspirieren, für eine Welt einzutreten, in der Frieden, Respekt und Verständnis herrschen. Lassen Sie uns im Gedenken an die Gefallenen auch unser Versprechen erneuern, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um den Frieden zu bewahren und für eine gerechtere Welt zu kämpfen – und um das Ehrenamt als wertvolle Säule unserer Gemeinschaft zu stärken.
Und in diesem Sinne spreche ich nun die Totenehrung:
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.
Ich darf nun im Namen des Ortsrates, der Feuerwehr und der Vereine einen Kranz zu diesem Gedenken niederlegen.