16.11.2025 - Volkstrauertag

Die Rede unseres Ortsbürgermeisters Michael Clement:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
verehrte Gäste,
wir stehen heute hier, um der Opfer von Krieg, Gewalt und Gewaltherrschaft zu gedenken. Der Volkstrauertag mahnt uns, innezuhalten, zurückzublicken – und zugleich nach vorne zu schauen. Er erinnert uns daran, dass Frieden, Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind.
Wenn wir uns erinnern, dann tun wir das nicht nur mit Blick auf die Geschichte, sondern auch mit Blick auf unsere Gegenwart. Die Welt, in der wir leben, ist keineswegs frei von Konflikten. Wir sehen Krieg in der Ukraine. Wir sehen blutige Auseinandersetzungen im Sudan. Wir sehen eine Zuspitzung in Venezuela, beeinflusst durch internationale Akteure. Diese Konflikte zeigen uns: Frieden ist fragil. Demokratie ist verletzlich. Freiheit ist nicht garantiert.
Doch wir dürfen nicht resignieren. Wir dürfen nicht wegsehen. Wir müssen handeln – hier bei uns, in unserem direkten Umfeld, in unserer Gemeinde, in unseren Familien, in unseren Vereinen.
Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Kritik und Nörgelei überlagern oft das konstruktive Miteinander. Wer Verantwortung übernehmen will, wer neue Ideen einbringen will, sieht sich Widerstand gegenüber. Doch wir dürfen uns davon nicht entmutigen lassen. Wir müssen den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen – auch wenn es schwierig ist. Wir müssen den Mut haben, für Zusammenhalt und Gemeinsinn einzutreten.
Die sozialen Medien verstärken Polarisierung und Spaltung. Viel zu oft wird nur noch schwarz oder weiß gedacht. Viel zu oft wird über andere gesprochen, statt miteinander zu reden. Lasst uns wieder miteinander reden – nicht übereinander texten. Lasst uns zuhören, auch wenn wir anderer Meinung sind. Lasst uns den Dialog suchen, statt vorschnell zu urteilen.
Hier vor Ort spüren wir die Folgen. Vereine bleiben ohne Vorstände, politische Ämter bleiben unbesetzt. Demokratie lebt vom Engagement jedes Einzelnen. Jeder von uns trägt Verantwortung – Verantwortung für den Frieden, Verantwortung für das Miteinander, Verantwortung für unsere Gesellschaft.
Besonders im Hinblick auf die kommenden Kommunalwahlen wird deutlich: Wir dürfen die politischen Ränder nicht stärken lassen. Wir müssen den Zusammenhalt fördern, den Dialog suchen und Verantwortung sichtbar leben – in unserer Gemeinde, in unseren Vereinen, in unserer Politik.
Lasst uns dieser Entwicklung entgegentreten.
Lasst uns Menschen des Mitgefühls sein.
Lasst uns Menschen der Besonnenheit sein.
Lasst uns Menschen des Engagements sein.
Lasst uns eine Gesellschaft sein, in der Ideen wachsen dürfen und nicht sofort zertreten werden.
Der christliche Glaube ruft uns dazu auf, Frieden zu stiften, Hoffnung zu säen, Verantwortung füreinander zu tragen. Das beginnt im Kleinen – hier in unserer Gemeinde, in unseren Familien, in unseren Vereinen, in unseren Gesprächen.
Mit dem Niederlegen dieses Kranzes ehren wir die Opfer der Vergangenheit.
Wir gedenken ihrer.
Wir erkennen ihr Leid an.
Und wir verpflichten uns zugleich, für Frieden, Verantwortung und Zusammenhalt in unserer Gegenwart einzutreten.
Mögen uns die Opfer, an die wir heute erinnern, Mahnung und Inspiration zugleich sein.
Mahnung, wachsam zu bleiben gegen Gewalt, Hass und Spaltung.
Inspiration, für Frieden, Menschlichkeit und Gemeinsinn einzutreten – jeden Tag, in unserem direkten Umfeld, hier bei uns.
Und in diesem Sinne spreche ich nun die Totenehrung
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.
Ich darf nun im Namen des Ortsrates, der Feuerwehr und der Vereine einen Kranz zu diesem Gedenken niederlegen